Sieben-Punkte-Plan
Wien setzt internationales Zeichen gegen Wohnungsspekulation
11.06.2025MieterHilfe nahm mit Kampf gegen Wohnungsspekulation beim International Social Housing Festival teil, das in Irland stattfand teil. Wiens Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál sprach über die Gefahr und Bekämpfung von Wohnungsspekulation.
Das International Social Housing Festival (ISHF) ist eine der wichtigsten internationalen Veranstaltungen, die sich mit sozialem und leistbarem Wohnbau beschäftigt und fand dieses Jahr von 4. bis 6. Juni in Dublin (Irland) statt. Geschätzt wird das Festival, weil es eine Plattform für den Austausch von Ideen und Erfahrungen zwischen Wohnbauanbietern, politischen Entscheidungsträgern, Forschern, Stadtverwaltungen, Architekten und Stadtplanern bietet.
Wien greift durch.
Bereits am Eröffnungstag geht das Wort an Christian Bartok, den Bereichsleiter der MieterHilfe der Stadt Wien, die sich kostenlos um rechtliche Fragen rund ums Wohnen in der Bundeshauptstadt kümmert. Vor den internationalen Besuchern wird Bartok zum Thema „Gefahr und Bekämpfung von Wohnungsspekulation in Metropolen“ referieren. Dabei geht es u. a. um die zunehmende Praxis, dass Eigentümer Gebäude verwahrlosen lassen, um Mieter „rauszuekeln“. Wien wehrt sich dagegen mit allen Mitteln – bis hin zur Einsetzung einer Zwangsverwaltung für die betroffenen Gebäude.
VBgmin. Kathrin Gaál freut sich über die Einladung der MieterHilfe nach Dublin und betont die Wichtigkeit des Themas: „In Wien dulden wir keine Spekulation auf Kosten der Mieterinnen und Mieter. Wer aus Profitgier Mieter schlecht behandelt, muss mit Konsequenzen rechnen!“
Stadt Wien hat Sieben-Punkte-Paket gegen Wohnungsspekulation geschnürt. Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket bestehend aus sieben Punkten setzt Wien konsequent auf Schutz für Mieterinnen und Mieter. Die einzelnen Schritte, die auch beim International Social Housing Festival präsentiert wurden.
Das Sieben-Punkte Paket im Überblick:
1. Zivilrechtliche Schritte bei Verwahrlosung. Wien bringt erstmals Fälle von Verwahrlosung von Gebäuden vor Gericht, um Eigentümer zur Durchführung notwendiger Erhaltungsarbeiten zu zwingen.
2. Ersatzmaßnahmen auf Kosten der Eigentümer. Werden notwendige Instandhaltungen ignoriert, greift die Stadt ein und lässt Arbeiten wie Fassadensicherung oder Stromversorgung durchführen – 2024 bereits rund 250 Maßnahmen bei 90 Gebäuden.
3. Stärkere Baukontrollen. Seit der Bauordnungsnovelle 2023 wurden keine Abbrüche wegen „wirtschaftlicher Abbruchreife“ genehmigt. Neue Instrumente wie das Gebäudepickerl sorgen für regelmäßige Überprüfung.
4. Mehr Förderungen für Sanierung. Das Budget für die Gebäudesanierung wurde von 112 auf 260 Mio. Euro erhöht – mit Fokus auf Dekarbonisierung und nachhaltige Sanierungen.
5. Offensive Altbautenschutz. In einer groß angelegten Überprüfungsaktion wurden über 4.300 Gebäude kontrolliert, mit mehr als 800 Beanstandungen. Ziel: Erhalt von Gründerzeithäusern und leistbarem Wohnraum.
6. Starke Unterstützung für Mieter*innen. Die MieterHilfe begleitet Betroffene rechtlich und organisatorisch, inklusive Beratung, Mietzinsüberprüfung und Hilfe bei rechtlicher Anerkennung als Hauptmieter*in.
7. Anzeige krimineller Machenschaften. Die Stadt erstattet Anzeigen bei Verdachtsfällen wie Untreue, Betrug oder Täuschung. Auch mögliche Delikte wie Wucher oder Urkundenfälschung werden verfolgt.